(Quelle: Magazin DMZ, Nr.45, Mai – Juni 2005 – von Gerd Schultze-Rhonhof)
Die Schicksalsschläge, die mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges
zusammenhingen und ihm folgten, und von denen damals die überwiegende
Mehrheit der Deutschen betroffen war, hießen: Besatzung, Vetreibung,
Vergewaltigung, Verschleppung, Plünderung, Hungernot, Zwangsarbeit und
Kriegsgefangenschaft.
Die Erinnerung daran haben spätere und bessere Zeiten überlagert und
verdrängt, und Millionen der Betroffenen sind heute tot. Dennoch
unterscheidet sich die Wahrheit dadurch von der Halbwahrheit, dass sie
die ganze Wirklichkeit umfasst. Zur ganzen Wirklichkeit des 8. Mai 1945
zählt auch das, was viele Deutsche heute nicht mehr wissen.
Für die deutsche Bevölkerung war die Zeit, die dem 8. Mai folgte,
zunächst die pure Unterdrückung. Bei allen Schattierungen des besseren
oder schlimmeren Loses, welches es je nach der örtlichen Besatzungstruppe
überall gegeben hat, war das Schicksal der Deutschen in den
Besatzungszonen der Sowjets, der Franzosen und der Amerikaner besonders
übel. Die Vertreibungen von deutschen Familien aus ihren Häusern binnen
Stundenfrist – um Wohnraum für die Besatzungstruppen zu schaffen -, die
Vergewaltigung von Frauen durch französische, amerikanische und
russische Soldaten, die Schikanen an den nun schutzlosen Deutschen, das
Ausrauben der Bevölkerung durch französische und sowjetische
Besatzungstruppen und die Sperrung der Lebensmittelzufuhr durch die
US-Militärbehörden waren die unmittelbaren Folgen des 8. Mai 1945.
Damals konnte noch niemand ahnen und sich damit trösten, dass diesen
Verhältnissen eines Tages “Recht und Freiheit” folgen würden.
Ankunft der “Richter und Rächer”
1945 galt für alle Teile Deutschlands, was der Oberbefehlshaber der westlichen Besatzungstruppen, General Dwight D. Eisenhower, in seiner Weisung JCS 1067
angeordnet hatte: “Deutschland wird nicht zum Zweck der Befreiung
besetzt werden, sondern als besiegte Feindnation. Der Zweck ist … die
Besetzung Deutschlands zur Durchsetzung gewisser alliierter Ziele.” Die
Direktive blieb bis zum 14. Juli 1947 in Kraft. Stalin drückte das
Gleiche 1944 in einem Befehl an seine Truppen so aus: “Mit glühendem Hass
im Herzen betreten wir das Land des Feindes. Wir kommen als Richter und
Rächer.”
Im Sinne der Eisenhower-Direktive wurden dem Internationalen Roten Kreuz (IKRK) und der “UN-Hilfsorganisation zur Unterstützung von Flüchtlingen und Verschleppten” (UNRRA)
von den Amerikanern untersagt, Nahrungsmittel an die deutsche
Zivilbevölkerung oder an die deutschen Kriegsgefangenen zu verteilen.
Der Hunger war unmittelbar nach der Kapitulation die erste Strafe für
die Deutschen.
Die Hilfsgüter des IKRK wurden erst später in das
besiegte Land gelassen, zuerst von den britischen Besatzungsbehörden ab
Oktober 1945, dann ab Dezember 1945 auch von den Franzosen. Amerikaner
und Sowjets wiesen die IKRK-Hilfen noch während des
strengen Winters 1945/46 ab. Beide öffneten ihre Besatzungszonen erst im
März und April 1946 für die Hilfssendungen des Roten Kreuzes.
Infolge des Hungers und des Mangels an Kohlen für das Heizen im Winter
starben bis 1948 zwischen drei und fünf Millionen Menschen an
Erschöpfung, Tuberkulose, Ruhr und durch Selbstmord aus Verzweiflung
über ihre ausweglose Lage.
Aufrufe zu Massenvergewaltigungen
Neben dem schlimmen Hunger war das ekelhafteste Schicksal, das die
Deutschen damals traf, die Vergewaltigung unzähliger Mädchen und Frauen
durch sowjetische, französische und amerikanische Soldaten. In der Roten
Armee durch offizielle Aufrufe dazu aufgestachelt und in der
französischen und der amerikanischen Armee geduldet, vergewaltigten
Soldaten aus den drei genannten Staaten in den Monaten April bis Juli
1945 viele Hunderttausend deutsche Frauen, vom Kindes- bis zum
Greisenalter; Tausende von ihnen zehn- bis zwanzigmal am Tag. Die Zahl
der Vergewaltigungsopfer in den Tagen um den 8. Mai 1945 wird allein in Berlin auf
90.000 geschätzt. Unzählige Frauen wurden nach den Vergewaltigungen
ermordet. Eine ebenfalls sehr hohe Zahl dieser Frauen hat sich damals
aus Verzweiflung selbst getötet.
Verglichen mit der schlimmen Hungersnot, den Seuchen, dem ersten
kalten Nachkriegswinter und der Vergewaltigung unschuldiger Mädchen und
Frauen scheinen die anderen Schattenseiten dieser Zeit nur noch als
Bagatellen: die Zensur von Zeitungen, Radio, Kino, der Literatur und der
Schulbücher, der Verlust von Beruf und Stellung für viele deutsche
Bürger, die Enteignungen, die Demontage von Fabriken und
Industrieanlagen in der französischen und der sowjetischen
Besatzungszone bis 1949, der Raub der deutschen Patente durch die
Amerikaner und nicht zuletzt die Unterbindung der Arbeit der deutschen
Zivilverwaltung zur Ordnung von Wirtschaft und Verkehr in der ersten
Nachkriegszeit. Von “Befreiung” war 1945 für die allermeisten Deutschen
nichts zu spüren.
Vertreibung von 16 Millionen Deutschen
Flüchtlings- und Vertriebenenströme |
Bei allen Lasten der Besatzungszeit konnten die in den vier
Besatzungszonen Deutschlands lebenden Menschen wenigstens in ihrer
Heimat bleiben. Anders erging es den deutschen Bürgern, die bis 1945
östlich von Oder und Neiße lebten. Mit der Niederlage gerieten die
Landesteile Ostpreußen, Westpreußen mit der Stadt Danzig, Pommern, Ostbrandenburg und Schlesien und dazu die deutsch besiedelten Sudetenlande -
insgesamt das Heimatland von etwa 14,5 Millionen Deutschen – unter
fremde Herrschaft. Hinzu kam, dass mit der deutschen Niederlage auch 1,5
Millionen Deutsche aus den Gebieten ausgetrieben wurden, die bis 1919
deutsch oder österreichisch gewesen und infolge des Versailler Diktats Polen zugesprochen worden waren. Diese insgesamt 16 Millionen Deutschen flohen aus Ostdeutschland oder wurden systematisch vertrieben.
Unvorstellbare Grausamkeit
Das Schicksal der Vertreibung hatte viele Seiten. Da stand zum einen
der materielle Verlust, den die Vertriebenen zu tragen hatten: Land- und
Hausbesitz, Fabriken und Arbeitsplätze, Hausrat und Vermögen usw. Die
meisten Vertriebenen hatten dabei nicht mehr nach Westen retten können,
als sie tragen konnten. Dazu kam der ideelle Verlust der angestammten
Heimat. Insgesamt hat Deutschland den Zweiten Weltkrieg
materiell und ideell mit dem Verlust von 114.000 Quadratkilometern Land
bezahlen müssen, nahezu einem Viertel seines Staatsgebiets. Das
Erschütterndste aber war der Akt der Vertreibung selbst. Er wurde mit
unvorstellbarer Grausamkeit vollzogen. Man mag vieles davon den Gefühlen
der Rache von Russen, Polen Tschechen und Serben für selbst erlittenes
Leid und Unrecht zuschreiben und es auch damit entschuldigen, doch für
die 16 Millionen Vertriebenen und Ermordeten war es subjektiv das genaue
Gegenteil einer “Befreiungsaktion”. Zwei bis über zweieinhalb Millionen
deutsche Bürger wurden noch am alten Wohnort oder auf der Flucht von
den Vertreibern umgebracht oder sie sind vor Erschöpfung, Hunger, Durst,
Kälte und Krankheit auf der Flucht umgekommen. Als weitere
Todesursachen dieser Menschen sind schriftlich überliefert: Erschlagen,
Erschießen, Erdrosseln, Ertränken, Erstechen, Tod nach mehrfacher
Vergewaltigung, Entmannen, Kreuzigen, Totpeitschen und Tottrampeln durch
Menschen oder Pferde, Vebrennen bei lebendigem Leib, Verstümmeln, zu
Tode Rollen in Fässern und Vollpumpen mit Jauche.
Das Massaker von Nemmersdorf
Dresden 1945
Nur wenige der Dramen um den 8. Mai herum haben sich im kollektiven Gedächtnis der Deutschen erhalten:
- die Versenkung der Flüchtlingsschiffe “Wilhelm Gustloff”, “Goya” und “Steuben” in der Ostsee mit zusammen 19.000 ertrunkenen Kindern, Frauen, verwundeten Soldaten und Schiffsbesatzungen,
- die Bombardierung der mit 600.000 schlesischen Flüchtlingen überfüllten Stadt Dresden und
- das Massaker von Nemmersdorf, dem ersten Dorf, das die Rote Armee auf deutschem Territorium erobert hatte. Als Nemmersdorf kurz darauf von der Wehrmacht zurückerobert wurde, fanden die deutschen Soldaten fast alle Bäuerinnen, Kinder und Greise des Dorfs erschlagen, gekreuzigt, erschossen und vergewaltigt vor.
Nemmersdorf
Die anderen Flüchtlings- und Verschlepptendramen des Kriegsendes sind
im kollektiven Gedächtnis der Deutschen kaum mehr vorhanden. Dazu
gehören die Flüchtlingstrecks, die zum Teil durch Schnee und Eis bei
unter minus 20 Grad oft über Hunderte von Kilometern marschierten und
von der Roten Armee angegriffen und ausgeplündert wurden. Die unzähligen
in der Tschechei durch die Straßen getriebenen Sudetendeutschen, die
erst gehetzt und dann oft erschlagen, erschossen oder ertränkt wurden,
sind ebenfalls schon vergessen. Die etwa drei Millionen Sudetendeutschen
hatten bei ihrer Austreibung aus der Tschechei über 272.000 Tote zu
beklagen, weit mehr als die USA während des gesamten Zweiten Weltkriegs
gegen Deutschland. Vergessen sind offensichtlich auch die
Verschleppungen von Hunderttausenden von Deutschen in Arbeits-, Straf-
und Konzentrationslager in der Sowjetunion und Polen und die Ausrottung
der deutschen Bevölkerung in einer Vielzahl deutscher Ortschaften in
Jugoslawien.
Mißhandlung deutscher Kriegsgefangener
Für über elf Millionen deutsche Männer und nicht wenige Frauen begann
mit dem Kriegsende auch die Leidenszeit der Kriegsgefangenschaft.
Dieses Schicksal fiel allerdings je nach Gewahrsamsstaat recht
unterschiedlich aus. Ein großer Teil der deutschen Kriegsgefangenen war
bereits vor dem 8. Mai in Gefangenschaft geraten, doch dieser Tag
bedeutete auch für sie einen dramatischen Einschnitt. Bis dahin
behandelten Amerikaner, Briten und Franzosen ihre Gefangenen in der
Regel anständig, weil sie wollten, daß auch ihre eigenen Soldaten im
Feindgewahrsam so behandelt würden. Dieser “Schutz” für die deutschen
Gefangenen war mit der Kapitulation bei den meisten Siegermächten aber
abrupt beendet.
Rheinwiesenlager
Der amerikanische Oberbefehlshaber Eisenhower entzog den über drei
Millionen deutschen Kriegsgefangenen, die mit der Kapitulation im
Reichsgebiet in amerikanische und britische Gefangenschaft geraten
waren, per Befehl den Schutzstatus als “Kriegsgefangene”, den sie nach
dem Kriegsvölkerrecht bis dahin genossen hatten. Auch Sowjets und
Franzosen ließen nach der deutschen Kapitulation zunächst alle bisher
geübten Rücksichtnahmen fallen – es kam in der Folge zu einem
Massensterben unter den deutschen Kriegsgefangenen. So sind nach dem 8.
Mai 1945 etwa 1,5 Millionen deutsche Kriegsgefangene in amerikanischer,
französischer, sowjetischer und jugoslawischer Kriegsgefangenschaft
umgekommen.
Ab dem 8. Mai 1945 wurden die deutschen und italienischen Gefangenen in den USA, in Kanada, Italien, in der Tschechoslowakei und England,
die bis dahin nach den Bestimmungen des Kriegsvölkerrechts ernährt
worden waren, von einem Tag auf den anderen auf stark gekürzte Rationen
gesetzt. Die Kriegsgefangenen im Reichsgebiet, denen Eisenhower ihren
völkerrechtlichen Schutzstatus entzogen hatte, wurden auf eingezäunten
Feldern und Wiesen unter freiem Himmel zusammengepfercht. Sie erhielten
in den ersten Tagen nach der Kapitulation in den meisten Lagern weder
Wasser noch Verpflegung. Selbst die Verwundeten und Kranken lagerten
schutzlos bei Regen, Wind und Kälte auf nackter, schlammiger Erde. Es
fehlte zunächst jede ärztliche Versorgung. Tausende Männer in diesen
Gefangenenverhauen hatten nicht einmal improvisierte Toiletten.
Durchfallkranke Soldaten starben an Entkräftung oft dort, wo sie ihre
Notdurft verrichteten.
Amerikanische und französische Wachmannschaften schossen von außen
wahllos in die Lager. Es kam in der Anfangszeit zu Brutalitäten, die die
deutschen Gefangenen von ihren US-Bewachern nicht erwartet hatten, bis
hin zum Überrollen von schlafenden Kriegsgefangenen mit Jeeps und
Planierraupen.
(Bildquelle: DMZ) Bis 1948 starben bis zu fünf Millionen Deutsche an den Folgen von Hunger und Erschöpfung
Vernichtung von Lebensmitteln
Die US-Militärbehörde verbot, Verpflegung und Zelte aus Wehrmachts-
und US-Depots in den Gefangenenlagern zu verteilen. Sie untersagte, daß
die deutsche Bevölkerung aus der Nachbarschaft Trinkwasser und
Nahrungsmittel brachte.
Außerdem befahl sie, den helfenden Zivilpersonen die Lebensmittel
abzunehmen und zu vernichten. Die Amerikaner ließen der Bevölkerung
verkünden, man werde bei zukünftigen Versuchen zu solchen Hilfsaktionen
auf sie schießen.
Die US-Besatzungsmacht verwehrte dem IKRK den Zugang zu den Kriegsgefangenenlagern in Deutschland. Die US-Lager in Frankreich wurden dem IKRK gar nicht erst gemeldet. Die Hilfssendungen des IKRK wurden
– wie bereits erwähnt – zunächst von allen Siegermächten abgewiesen,
und die angelieferten Lebensmittelrationen für die Kriegsgefangenen
nicht verteilt. Allein der US-Oberbefehlshaber in Italien ließ
die deutschen Gefangenen so gut versorgen und behandeln, wie es damals
möglich war. Der Leidensweg der deutschen Soldaten in US-Gewahrsam fand
erst ein Ende, nachdem 1946 einige US-Senatoren gegen die Verhältnisse
in den amerikanischen Kriegsgefangenenlagern Protest eingelegt hatten.
Die schlimme Behandlung der deutschen Gefangenen durch die Amerikaner im
Jahre 1945 ist dank der späteren Wiederaufbauhilfe der USA für Deutschland weitgehend in Vergessenheit geraten.
Deutsche Zwangsarbeiter
Die anfängliche Behandlung der deutschen Gefangenen in französischem
Gewahrsam stand der in den amerikanischen Lagern in nichts nach. Auch
dort wurden die vom IKRK gelieferten Lebensmittel nicht
an die Gefangenen verteilt. So sind etwa 150.000 Deutsche in der
französischen Besatzungszone, in Frankreich, auf Korsika und in Nordafrika durch
Unterernährung oder Krankheit umgekommen. Ein Teil der Toten ging
allerdings noch auf das Konto der Amerikaner, die diese Gefangenen
bereits fast zu Tode unterernährt an die Franzosen übergeben hatten.
Viele Kriegsgefangene in den westlichen Gewahrsamstaaten mußten nach
der deutschen Kapitulation zwar auch Zwangsarbeit im Bergbau, auf
Werften, in der Landwirtschaft und anderen Orten leisten, aber sie
hatten doch das Glück, nach wenigen Jahren entlassen zu werden. Die
meisten deutschen Kriegsgefangenen in sowjetischem Gewahrsam hatten da
ein weitaus härteres Los gezogen. Sie mußten viele Jahre länger bleiben,
zum Teil mehr als zehn Jahre, und ihre Zwangsarbeit im Bergbau, beim
Holzfällen, Straßen-, Brücken- und Eisenbahnbau zudem unter harten
klimatischen und primitiven Arbeitsbedingungen leisten. Eine sehr große
Zahl dieser Kriegsgefangenen hat dies nicht überlebt. Außerdem mußten
über 270.000 in die Sowjetunion verschleppte deutsche Zivilisten das Schicksal der Kriegsgefangenen teilen.
Zu den hier erwähnten, in Gefangenschaft geratenen deutschen Soldaten kamen noch zehntausende in Jugoslawien ermordete deutsche Kriegsgefangene, die ihre Heimat niemals wiedersahen.
Schauprozesse und Foltergeständnisse
Ein besonderes Kapitel sind die Straf- und Schauprozesse, denen ein
Teil der deutschen Kriegsgefangenen im sowjetischen, amerikanischen und
jugoslawischen Machtbereich unterworfen waren. Sowjetische
Vernehmungsoffiziere ließen nicht aussagewillige Gefangene in vielen
Fällen foltern und erschießen. Ab 1949 begann man außerdem, mehr als
50.000 deutsche Kriegsgefangene in Schauprozessen der “Spionage” oder
der “Zustimmung zum Kriege” zu beschuldigen und anzuklagen. Nach
Prozessen, die oft nur zehn Minuten dauerten, wurden sie meist zum Tode
verurteilt und kurz danach zu 25 Jahren Arbeitslager “begnadigt”. Auch
amerikanische Kriegsgerichte haben sich bei den Verhören vor Prozessen
nachweislich der Folter an Gefangenen bedient.
So ließen amerikanische Vernehmungsoffiziere in vielen Fällen
deutsche Kriegsgefangene tagelang hungern, mit Fäkalien übergießen oder
ihnen Säcke über ihre Köpfe stülpen und dann auf sie einschlagen, um sie
für die Verhöre “weich” zu bekommen. Im “Malmedy-Prozess” wurden den
angeklagten deutschen Kriegsgefangenen Holzkeile unter ihre Fingernägel
getrieben oder die Hoden zerquetscht, um sie zu “Geständnissen” zu
zwingen. Die in diesem Prozeß gesprochenen Todesurteile wurden deshalb
später auf Druck eines amerikanischen Untersuchungsausschußes ausgesetzt
und nicht vollstreckt. Man kann die Bestrafung Millionen deutscher
Männer mit jahrelanger Gefangenschaft und Tod wahrlich nicht “Befreiung”
nennen – selbst wenn sie mit dem Untergang der nationalsozialistischen
Diktatur verbunden war.
Am Ende stehen zwei historisch-politische Einsichten. Die Ursachen
des Zweiten Weltkrieges beginnen mit den europäischen
Auseinandersetzungen, die zum Ersten Weltkrieg führten, und setzen sich
mit der gnadenlosen Art fort, in der die damaligen Sieger dem deutschen
Volk in Versailles erst die Alleinschuld am Kriege
zuschoben und es dann ausgeplündert haben, und gehen bis zum
Danzig-Streit und der Diskriminierung und Drangsalierung der deutschen
Minderheit in Polen. Die Folgerung, daß die Deutschen
den Krieg allein verursacht und damit die Vertreibung und das Elend ab
1945 selbst verschuldet hätten, ist daher historisch unhaltbar.
Die zweite Einsicht ist, daß das Leid von 16 Millionen deutschen
Bürgern während der Vertreibung, von elf Millionen deutschen Männern in
der Kriegsgefangenschaft und der Tod von weit über sechs Millionen Bürgern unseres Landes nach dem 8. Mai 1945 zu
bedeutend sind, als daß sie neben der Erleichterung derer, die sich
praktisch befreit sahen, von damals an diesem Tag verschwiegen werden
dürften.
Quelle:
Artikel 19 - Meinungs- und Informationsfreiheit
Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäusserung; dieses Recht umfasst die Freiheit, Meinungen unangefochten anzuhängen und Informationen und Ideen mit allen Verständigungsmitteln ohne Rücksicht auf Grenzen zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.
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